Fakten und Fakes

Trump und die Postmoderne; Wissenschaft und Wahrheitsbegriff

Teil 3

        Francisco de Goya: El sueño de la razón produce monstruos; Madrid ca. 1797

 

 

Teil 1:

I – Postmodern im Weißen Haus?

II – Wer weiß was? Kämpfe der Wissenschaften

  • der Methodenstreit

  • die Snow-Debatte

  • die Science Wars

 

Teil 2:

III – Back to the facts – and models

IV – Eliten

 

 

Teil3:

V – Konstruktivismus, Sozialkonstruktivismus und Latour

VI – Schluss

 

Literatur und Quellen

 

Embed from Getty Images

 

V – Konstruktivismus, Sozialkonstruktivismus und Latour

 

 

Reality is not defined by matters of fact. 1

 

 

Treten wir gegen Ende noch einmal einen Schritt zurück. Wie konnte und kann es permanent zu diesen merkwürdigen Missverständnissen und Projektionen bei der Einschätzung der Postmoderne kommen? Warum reden wir nun darüber, ob es Fakten gibt („gibt“?), oder was das heißt, oder besser – wie können wir darüber reden? Legen wir den Blick noch einmal auf das zentrale Konzept – das der Konstruktion und des Konstruktivismus.

 

Die Bezeichnung „Sozialkonstruktivismus“ geht auf das Buch „The Social Construction of Reality“ von Peter Berger und Thomas Luckmann zurück. Dieses Buch erschien im Jahre 1966 in englischer Sprache (1970 in deutscher Übersetzung) und wurde rasch zu einem der weltweit bekanntesten Soziologietexte, der in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde – vielleicht auch weil hier erstmals das Konzept der sozialen Konstruktion explizit formuliert wurde. (…) Wie schon Hacking (1999) bemerkt, missverstehen viele der Arbeiten den „Sozialkonstruktivismus“, die sich positiv auf ihn beziehen; Missverständnisse, so meine These, zeichnet auch gerade die verbreiteten Kritiken des „Sozialkonstruktivismus“ aus.2

 

Knoblauch bezieht sich hier auf Bruno Latour und dessen Gegenüberstellung von Konstruktivismus und Realismus, die aber auf einem falschen Verständnis beruhe. „So betont Berger nicht erst seit neuestem, dass der Begriff des Sozialkonstruktivismus den Realismus nicht ausschließe. Soziale Konstruktion bedeute keineswegs, dass es keine Tatsachen“ gebe, vielmehr gebe es eine „robuste Wirklichkeit jenseits unserer Wünsche““ Knoblauch tritt auch terminologisch für eine deutliche Unterscheidung zwischen Konstruktivismus und Sozialkonstruktivismus ein.

 

Bruno Latour
Bruno Latour

An dieser Stelle muss ein kurzer Einschub zu Bruno Latour Platz bekommen – dem vielleicht bekanntesten Wissenschaftssoziologen, was sicher auch seinen provokanten Thesen und seinem zuspitzenden bis polemischen Stil geschuldet ist.

 

Latour begann in den 70ern mit Laborstudien, die stark empirisch die Konstruktion wissenschaftlicher Erkenntnis analysierten und bis heute als vorbildlich gelten. Sehr einflussreich ist seine Actor-Network-Theorie, die von Handlungsnetzen ausgeht, in denen ausdrücklich auch Gegenstände und Technologien Agenten sind und handeln. Überhaupt ist ihm die Subjekt-Objekt-Überwindung ein Anliegen. Für den Verlauf seiner Karriere muss man von vielen Volten, Themen, Anliegen und Formaten sprechen, die Latour ein wenig wie eine Wundertüte erscheinen lassen. Er war namentlich eines der Zielobjekte der Sokal-Affäre und somit eine zentrale Figur der Science Wars. Latour hat später sein eminentes Unbehagen angesichts der scheinbaren Vergleichbarkeit von Critique (kritische Befragung naturwissenschaftlichen Wissens) und Verschwörungserzählungen zum Ausdruck gebracht (s.u.). Das Konzept der Konstruktion hat er in späteren Jahren stark angegriffen und kritisiert. Hier gilt es allerdings anzumerken, dass Latour von verschiedensten Seiten immer wieder Ignoranz bzw. Unkenntnis der soziologischen Forschung und Forschungsgeschichte attestiert wird. Viele mit großer Geste eingeführten Gegensätze, Abgrenzungen oder Konzepte Latours gehen auf Kosten einer plakativen und leicht bis stark verzerrten Darstellung der anderen Position. Das hat zum Teil auch mit seiner Konzentration auf die STS (Science and Technology Studies) zu tun; die übrige Soziologie hat er offenbar kaum rezipiert. Knoblauch kann nachweisen (ebd.), dass Latour auf Berger und Luckmann als Urheber des Begriffes gar nicht Bezug nimmt, wahrscheinlich nicht gelesen hat, also gegen einen Strohmann feuert, auf den seine Argumente überhaupt nicht zutreffen.

 

Weiter zum Begriff der sozialen Konstruktion und seiner elastischen Weiterverwendung in der Forschungsgeschichte:

Die Ablösung vom ursprünglichen Konzept der gesellschaftlichen Konstruktion wurde von manchen als ein Vorteil betrachtet. Für Weinberg (2014) etwa ist die »Offenheit« des Begriffs »soziale Konstruktion« sein größter Vorzug, der sich gerade vor dem Hintergrund der raschen gesellschaftlichen Veränderungen und der Vielgestaltigkeit des Sozialen bewährt. Dagegen sieht etwa Hacking (1999) das Problem der »sozialen Konstruktion« in der daraus resultierenden Ungenauigkeit: Mit der inflationären Verbreitung des Wortes wird der Begriff ungenau, unspezifisch und letzten Endes beliebig. (…) Doch auch wenn wir einräumen, dass die »Gesellschaftliche Konstruktion« durchaus unterschiedliche Lesarten und Deutungen zulässt, muss eine grundlegende Verwechslung vermieden werden: die Gleichsetzung von »Konstruktivismus« und »Sozialkonstruktivismus«. Die notwendige Unterscheidung wird auch von jenen Autoren angemahnt, die sich mehrfach und dezidiert davon distanzieren, als »Konstruktivisten« bezeichnet zu werden. (…) Die Gleichsetzung des Konstruktivismus mit dem Sozialkonstruktivismus wird schon 1986 vorgeschlagen. Aus der »sozialkonstruktivistischen« Wissenschaftssoziologie kommend, vertreten Bruno Latour und Steve Woolgar das Argument, der Begriff der »social construction« sei so selbstverständlich geworden, dass man ihn eigentlich nicht mehr zu erwähnen brauche. Daher änderten sie den Titel ihrer gemeinsamen Studie »Social Construction of Scientific Facts« in der zweiten Auflage in »Construction of Scientific Facts«. Diese Gleichsetzung veranlasste Latour später zu scharfer Kritik am Konstruktivismus, die er dann auch für eine Kritik am Sozialkonstruktivismus hält.“3

Knoblauch macht deutlich, dass Missbrauch und Missverständnis des Begriffs des Konstruktivismus als beliebiges Aussagenspiel eine Vorgeschichte haben, die lange vor Trump oder die Science Wars zurückreicht.

In der Tat geht der Konstruktivismus auf die Psychologie zurück. Der Terminus »Konstruktion« taucht prominent erstmals bei Piaget auf, der 1950 ein Buch mit dem Titel »La construction du réel chez l’enfant« veröffentlichte. Um 1955 wird er auch vom amerikanischen Entwicklungspsychologen Kelly verwendet. Diese Schriften bildeten die Grundlage für die Bewegung, die als »Konstruktivismus« bezeichnet wird. Dazu gehören etwa die Arbeiten von Bruner und Haste (1987) oder Coberns (1993) »kontextueller Konstruktivismus«. Auch wenn Raskin (2002) diesen Konstruktivismus für die Psychologie vereinnahmt, wird er doch über Watzlawick u. a. auch in der Kommunikationswissenschaft aufgenommen. Er findet sich ebenfalls in einer biologischen Variante, der »Biology of Cognition« von Maturana, die 1970 veröffentlicht und von Glasersfeld im Jahr 1974 mit dem Begriff »radikaler Konstruktivismus« bedacht wurde. Der radikale Konstruktivismus zeichnet sich durch die Annahme aus, dass das Individuum, der individuelle Verstand und, radikaler, das individuelle Gehirn die Mechanismen zur Konstruktion der Wirklichkeit enthält.4

 

Ich bin nicht sicher, wie verbreitet oder einflussreich dieser irreführende radikale Konstruktivismus wirklich ist. Mir persönlich scheint er eher ein Randphänomen zu sein. Aber zumindest sah auch Luckmann sich ein halbes Jahrhundert nach der grundlegenden Gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit bemüßigt, sich deutlich abzugrenzen:

... und ich unmissverständlich darauf hinweisen möchte, dass Berger und ich damals vom noch nicht existenten Konstruktivismus nichts wissen konnten und heute von den späteren epistemologisch und wissenschaftstheoretisch unhaltbaren Entwicklungen, welche später so benannt wurden, nichts wissen wollen (…). Heutzutage muss den sogenannten Konstruktivisten nicht nur in Erinnerung gebracht werden, dass es die Sozialwissenschaften zwar mit einem im menschlichen Handeln geschaffenen Gegenstand zu tun haben, welcher der Wissenschaft vorgegeben ist, dass jedoch menschliches Handeln aus Nichts nichts schafft.“5

 

Aber kann man nicht den Leuten aus der Postmoderne auch selbst einen gewissen Vorwurf machen? Haben sie nicht zumindest schlecht formuliert, konzeptualisiert, kommuniziert? Oder muss man ihr ganzes Unternehmen der Dekonstruktion infrage stellen? Zeigen die Verschwörungsdiskurse nicht ganz faktisch, dass da etwas schiefgelaufen ist? Bruno Latour ist, in seinem eigenen Stil, diese Fragen angegangen. Provokant und offen fragt er: „Haben wir alles falsch gemacht?“

 

Do you see why I am worried? I myself have spent some time in the past trying to show “'the lack of scientific certainty'” inherent in the construction of facts. I too made it a “'primary issue.'” But I did not exactly aim at fooling the public by obscuring the certainty of a closed argument – or did I? After all I have been accused of just that sin. Still I'd like to believe that, on the contrary, I intended to emancipate the public from prematurely naturalized objectified facts. Was I foolishly mistaken? (...) Was I wrong to participate in the invention of this field known as science studies? (...) Should we apologize for having been wrong all along?6

Carl Spitzweg: Der Alchimist (1860)
Carl Spitzweg: Der Alchimist (1860)

Dieser Aufsatz von 2004 wird manchmal (z.B. bei Wikipedia) zitiert als Zeichen dafür, dass Latour seine Fehler eingesehen, eingestanden und alles revidiert habe, dass er sich vom Konstruktivismus abgekehrt habe. Das ist jedoch ein vollkommenes Missverständnis, das passiert, wenn man nicht über die ersten Seiten hinausliest.

 

In spite of my tone, I am not trying to reverse course, to become reactionary, to regret what I have done, to swear that I will never be a constructionist any more.7 Es gehe ihm um eine simple Überprüfung der Mittel in einer neuen Zeit, eine Anpassung, wenn nötig, um nicht mit veraltetem intellektuellen Equipment neue Konstellationen angehen zu müssen. Man muss sich eben weiterentwickeln, „erneuern“.

 

Critique has not been critical enough in spite of all its sorescratching. Reality is not defined by matters of fact.8 Was schlägt er vor? Sein neuer Ansatz ist nicht ganz leicht auf den Punkt zu bringen, aber im Wesentlichen plädiert er gegen das bisherige „Wegerklären“ (ein altes Argument gegen seinen Lieblingsfeind Bourdieu) und die dazugehörige Attitüde des Entschleierns. Er möchte „näher an die Dinge heran“, „add reality to scientific objects“9, sucht einen neuen Standpunkt, eine „fair position“10, und möchte Objekte weniger untersuchen in ihrer faktualen Rolle als vielmehr darin, wie sie uns angehen und welche Rolle sie für uns als Menschen spielen – also als „matters of concern“. Daher auch der Untertitel seines Aufsatzes „From matters of fact to matters of concern“. Latour möchte mal wieder einen ganzen Denkansatz revidieren und macht für die aktuelle Misere den althergebrachten Objektbegriff („ridiculously useless“11) verantwortlich. Der traditionellen Philosophie stellt er seine „new respectful realist attitude“ gegenüber.

 

The solution or, rather, the adventure, according to Whitehead, is to dig much further into the realist attitude and to realize that matters of fact are totally implausible, unrealistic, unjustified definitions of what it is to deal with things“.12

Es geht also um weniger Abstraktion und mehr Erfahrung. Und wie der ganze Verschwörungsdiskurs tatsächlich zeigt, werden Dinge und Sachlagen nicht als Fakten und vereinzelt aufgenommen, sondern menschlich im Kontext wahrgenommen, bezogen und bewertet. Objekte müssen wieder Dinge („Things“), bzw. als solche beforscht werden, wie z.B. der Klimawandel, der ein Ding geworden ist. „Matters of fact are a poor proxy of experience and of experimentation13 - Latour will also - ähnlich lautend aber ganz anders als Husserl – zurück zu den Sachen selbst („Realismus“) und das schließt einen stärker empirischen Forschungsansatz ein, als auch eine stärkere praktische Anwendbarkeit und Intervention. All dies lässt sich nur mit seiner Akteuer-Netzwerk-Theorie zusammendenken und der Autonomie der Objekte.

 

Latours Ansatz, wie seine ganze Theorie, kann nicht als Mainstream bezeichnet werden, obwohl er breit rezipiert wird und gerade in den STS einflussreich ist. Interessant ist jedoch seine Feststellung, und ich glaube, das ist ehrlich gemeint, dass ihn die Ähnlichkeit zwischen kruden Verschwörungserzählungen und postmodernem/konstruktivistischem Umgang mit Wissenschaft erschüttert hat. Es sei noch mal daran erinnert, dass Latour einen höchst unreflektierten Konstruktionsbegriff pflegt, und dennoch sei die Sorge eines der prominentesten postmodernen Wissenschaftstheoretiker zitiert:

 

„Let me be mean for a second. What's the real difference between conspiracists and a popularized , that is a teachable version of social critique (…)? In both cases, you have to learn to become suspicious of everything people say because of course we all know that they live in the thralls of a complete illusio of their real motives. (…) Of course, we in the academy like to use more elevated causes - society, discourse, knowledge-slash-power, fields of forces, empires, capitalism - while conspiracists like to portray a miserable bunch of greedy people with dark intents, but I find something troublingly similar in the structure of the explanation, in the first movement of disbelief and, then, in the wheeling of causal explanations coming out of the deep dark below. What if explanations resorting automatically to power, society, discourse had outlived their usefulness and deteriorated to the point of now feeding the most gullible sort of critique? Maybe I am taking conspiracy theories too seriously, but it worries me to detect, in those mad mixtures of knee-jerk disbelief, punctilious demands for proofs, and free use of powerful explanation from the social neverland many of the weapons of social critique. Of course conspiracy theories are an absurd deformation of our own arguments, but, like weapons smuggled through a fuzzy border to the wrong party, these are our weapons nonetheless.”14

 

Die (neue) Rechte bedient sich dieser Denkweise schonungslos. Seien es Republikaner oder die AfD – das Statement, die Fakten seien nicht wichtig, sondern wie die Leute die Dinge empfänden (z.B. in Bezug auf Kriminalität) lässt sich immer wieder vernehmen. Hier hilft Latours Neuanpassung auch nicht weiter; allerdings ist es wohl offensichtlich, dass es einen enormen Unterschied zwischen sozialkonstruktivistischer Wissenschaft und (politischen) Diskussionen in anderen Rahmen gibt. Ein Unterschied, den Latour eigentlich eher überwinden möchte.

 

 

 

VI – Schluss

 

In der Politik hingegen, damit meine ich die mehr oder minder geordneten Beziehungen zwischen den soziologischen Gruppen auf der Welt, haben irrationale Elemente offensichtlich ihre konstitutive Rolle ausgespielt. (…) Die politische Lüge – auch die intelligente politische Lüge -, die intellektuelle Verführung und die primitive Erpressung sind nur noch scheinbar konstitutive Elemente der Politik; die tragfähige Basis einer modernen, zeitgemäßen Realpolitik ist durchsichtige Rationalität und intellektuelle Anständigkeit. (…) Ich glaube, dass die ungemein schwierigen politischen Probleme der Gegenwart lösbar wären, wenn das Ethos der Politik ähnlich wäre dem Ethos der Wissenschaft.15

 

 

Diese Worte des Biologen Hans Mohr von 1967 klingen heute einfältig und naiv; fast stimmen sie traurig und enttäuscht. Und doch können wir intuitiv zustimmen, dass die Redlichkeit und Klarheit der wissenschaftlichen Methode Modell sein sollte für politisches Handeln und Diskutieren16.

 

Wer sich ein bisschen im Internet umtut, stellt fest, dass es eine überquellende Masse an Meinungen (und „Meinungen“) zu postmodernen Zugängen gibt, aber wenig Verständnis. Damit meine ich nicht Nachvollzug. Man kann postmoderne Positionen auch fundiert und kompetent kritisieren. Das findet aber kaum statt. Polemik findet statt. Und es scheint (da das Internet schlecht vergisst, hallen die Science Wars im angelsächsischen Sprachbereich noch immer stark nach), es gibt ein generelles Unverständnis gegenüber dem, was in den Geisteswissenschaften überhaupt gemacht wird17. Oder woher postmoderne Positionen (damit ist noch kein Aktivismus gemeint, aber für den gilt das auch) überhaupt kommen und was damit gemeint ist. Für die andere Seite habe ich dieses Unverständnis nicht gefunden. Ich lese zwar immer wieder, dass es einflussreiche linke Beiträge gebe, die naturwissenschaftliche Erkenntnisse grundsätzlich infrage stellen. Gefunden habe ich solche Bücher, Stellungnahmen oder Artikel jedoch nicht18. Dieser Diskurs ist freilich ein sehr amerikanischer, den ich vielleicht auch nicht gut genug kenne. Die Positionen und Auseinandersetzungen sind schärfer als in Deutschland. Doch vielleicht kommt das noch auf uns zu. Echte Gegner der Naturwissenschaft sitzen jedenfalls nicht auf der Linken. Sie sitzen in den Reihen der Klimawandelleugner und Impfgegner auf der Rechten. Und diese haben z.T. schon politische Macht und sind damit real gefährlich. Weitaus gefährlicher als Transgendertoiletten.

 

Mittige Positionen in der Gesellschaft fühlen sich durch die postmodernen Identity Politics kritisiert (zurecht, es gibt viel zu kritisieren) und abgehängt, viele verstehen nicht, was der ganze Zirkus soll, insbesondere dann nicht, wenn sie selbst nicht zu einer marginalisierten Gruppe gehören. Denn solche versuchen, mit postmodernem Zugang Dinge infrage zu stellen und zu ändern. Auch radikal zu ändern. Eine Menge Leute würden wohl entgegnen, dass sie ganz andere Probleme haben (ein Topos im Trump-Diskurs, s.o.).

 

Francis Fukuyama sagt sogar, dass der milieubezogene Vertretungsanspruch – auch eine identity – die Seiten gewechselt hat:

 

At this point I want to make something very clear: a lot of people have accused me of blaming the left for the rise of rightwing populism. I am not doing that. I am just trying to present a history of what happened in the evolution of how we think about left and right. There are many reasons for rightwing populism, and economic ones are definitely among them. But another has also been the borrowing of the leftwing concept of identity by the right. Fifty years ago, if you were a white person in the US, you would not even have thought of yourself as a white person. You would have just thought: I am an American, because that is what an American is. Today, you are getting these white nationalists who say: ‘I am a majority that is being discriminated against by elites. I belong to a group that is not really privileged at all. This is being foisted on me by people that really are privileged, all of these educated people in universities, in the media, and so forth. So, identity – this framing of identity – has moved from the left to the right. It is not the left that has caused this, it’s rather a shared understanding of victimization that has travelled from left to right.19

 

Der amerikanische Politikwissenschaftler Mark Lilla hingegen hat die Identity Politics explizit als mitverantwortlich für die Niederlage Clintons erklärt. Es gibt diese strategische Diskussion auf der Linken. Auch nach dem Brexit wurde sie lebhaft geführt. Es gibt die Stimmen, die sagen, man müsse einsehen, dass man die linke Arbeiterschaft oder auch die Landbevölkerung mit Identity Politics und ähnlichem nicht abgeholt habe und nicht abholen werde. Dieses Vakuum würde blitzschnell von rechten Populisten gefüllt. Ich kann das nicht abschließend bewerten, aber die Evidenz scheint das zu unterstützen.

 

Embed from Getty Images

 

Kehren wir abschließend noch mal zu einer Bestimmung des postmodernen Ansatzes zurück:

 

What postmodernism says is that while the material world certainly exists and is prior to our descriptions of it, we only have access to it through those descriptions. That is, we do not know the world directly, as a matter of simple and unmediated perception; rather we know it as the vocabularies at our disposal deliver it to us. The philosopher Richard Rorty put it this way: “The world is out there, but descriptions of the world are not.” The world does not come equipped with its own language, its own directions for stating the truth about it; if it did, we could just speak that language and be confident that what we said was objectively true. (…) the categories of right and wrong, true and false are never empty or up for relativist grabs; it is just that they always being renegotiated. At any given time we always know what is right and wrong, true and false, even though, in the course of time, what we know can take a different form.

It may seem odd to say so, but the unavailability of an independent, objective standard — a standard hostage to no ideologically inflected vocabulary — is without consequence, except for the consequence that the project of determining what is true or false, correct or incorrect, accurate or off the mark will never be brought to a final resolution (…) If the categories of right and wrong, true and false are never empty, neither is the category of accepted and obvious fact, although what fills it will vary from age to age and vary too among interlocutors in a given age. (…) Again, this does not mean that there are no facts, only that there are no facts so independent of perspective — so above it all — that they can end the war of fact that is always going on in politics, science, marriage, and everywhere else; there are no facts that stand to the side of argument and can settle arguments; there are only facts that emerge in the course of argument, facts to which at least some people have been persuaded, although given what persuasion is, its effects are unlikely to last; persuasion can’t be done once and for all.” 20

 

Wie in Kapitel IV von Sarrasin beschrieben, bedeutet das nicht radikale Relativität. Es bedeutet nicht, wie manche Trumpisten, Neurechte oder Verschwörer denken oder äußern, dass in unserer Gesellschaft alle Meinungen oder Aussagen gleich viel Wert sind oder beliebigen Wahrheitswert haben. Wissenschaft ist ein System, das in sich konsistent und kohärent ist und auf gegenseitiger Überprüfung beruht21. Aber genau dieses Vertrauen bzw. ein gewisses Reflexionsvermögen, Lernbereitschaft und ein Stück grundlegender Offenheit sind dafür Voraussetzung. Hinzu kommt ein gewisser Maßstab in der allgemeinen Einschätzung, der aber durch gezielten Medienkonsum (Arendts „brainwashing“) schnell verrutschen kann. Fakten haben keine ethische Dimension. Das Leugnen von Fakten aus Eigeninteresse aber schon.

 

Diese Fundierung und die Wichtigkeit von Fakten war (und ist) aber kein Thema des Poststrukturalismus. In postmodernen Denkansätzen geht es um etwas ganz anderes, auch, weil es lange niemanden eingefallen wäre, man könnte beliebiges Lügen und Ignoranz mit Konstruktivismus verwechseln22.

Im Zentrum steht etwas anderes: Wir erschaffen etwas mit jeder Handlung, Deutung, Beschreibung und sogar Wahrnehmung. Nichts ist voraussetzungslos. Konstruktion ist das Wesen menschlichen In-der-Welt-seins. Dass man darauf hinweist und dass wir das nicht vergessen, dass das in unseren subtilsten Vorurteilen, Perspektiven, Einschätzungen und Urteilen wirkmächtig und somit wirklich ist, heißt nicht, dass den Naturwissenschaften und den Fakten irgendetwas abgesprochen wird außer vielleicht einer gewissen Absolutheit.

Der Wahrheitsbegriff der Wissenschaft muss genauso ein historischer sein wie alle anderen auch. Seit mehr als 2000 Jahren gibt es immer ein naturwissenschaftliches „richtig“ und das bedeutet den aktuellen Stand der Wissenschaft. Dass sie sich als progressiv, vorläufig, falsifizierend begreift, kann sie sich zugutehalten. Zweitens ist auch Naturwissenschaft zuvörderst eine idealtypische Beschreibung. Sie arbeitet mit Modellen, um Dinge zu erklären: Was ist an Materie denn eigentlich „materiell“, angesichts von Feldern, Energieniveaus und Zuständen? „Gibt“ es Energie oder ist das ein Modell für Wechselwirkungen ähnlicher Vorgänge? Was bedeutet es, wenn wir mit der Quantenmechanik anfangen, Paradoxa als Beschreibungen zu gebrauchen? Ist das noch logisch? Kann der Welle-Teilchen-Dualismus mit menschlichen Erfahrungskonzepten verstanden werden? Wie sieht ein Atom wirklich aus? Usw.23

 

Es sei noch einmal veranschaulicht: Naturwissenschaft stellt Kriterien auf, kann aber nicht einfach definieren wie in der Logik. Kehren wir zum explosiven Beispiel der umstrittenen Kategorie Geschlecht zurück: Sehen wir von allen kulturellen Gestaltungen (Kleidung, Habitus, Frisur, Beruf, gesellschaftliche Rolle etc.) ab und nehmen nur die somatischen Parameter: Es sind drei: chromosomal, hormonell und anatomisch. Es gibt keinen Katalog, der aufweisen kann, wann wir von welchem Geschlecht sprechen sollen/müssen/können/dürfen, wenn diese Marker uneinheitlich sind. Polemisch gefragt: Sind sie gleichwertig? Wiegen sie einander auf? Zählen die Gonaden mehr als die Chromosomen? Gibt es eine Zwischenkategorie? Zählt medizinisch alterierte Anatomie oder Hormonspiegel auch? Was soll die Naturwissenschaft dazu sagen?24 Sie ist sprachlos, denn das ist keine medizinische, keine naturwissenschaftliche Frage. Bzw. könnte man diese Fragen beantworten, d.h. definieren, aber wer legt das fest? Mit welchem Recht? Und zu welcher Zeit in welcher Gesellschaft? Schon sind wir wieder bei den gesellschaftlichen Voraussetzungen der Wissensproduktion (Kuhn) - bei einer solch fundamentalen und vermeintlich eindeutigen Kategorie wie Geschlecht. Es ist auch eine Machtfrage. Unsere „Natur“ wäre damit nicht natürlich - sondern festgelegt. Der Mensch spielte Gott. Aber das tut er ohnehin.

Und diese gesellschaftlichen Voraussetzungen der Wissenschaft sind eben nicht vollkommen von ihrem Inhalt und ihren Ergebnissen getrennt. Als Konsequenz ergibt sich daraus eine Verantwortung, die über die unmittelbare Wissenschaft herausreicht – auch angesichts ihrer Bedeutung und Rolle für die gesamte Gesellschaft.

 

Baker-Test, Bikini-Atoll 1946
Baker-Test, Bikini-Atoll 1946

 

Obwohl ich die Naturwissenschaft liebe, habe ich das Gefühl, dass sie so sehr gegen die geschichtliche Entwicklung und Tradition ist, dass sie durch unsere Zivilisation nicht absorbiert werden kann. Die politischen und militärischen Schrecken, sowie der vollständige Zusammenbruch der Ethik, deren (sic) Zeuge ich während meines Lebens gewesen bin, sind kein Symptom einer vorübergehenden sozialen Schwäche, sondern eine notwendige Folge des naturwissenschaftlichen Aufstiegs – der an sich eine der größten intellektuellen Leistungen der Menschheit ist. Wenn dem so ist, dann ist der Mensch als freies verantwortliches Wesen am Ende.25

 

Der Schrecken der Technik – d.h. ihrer ungeheuren Möglichkeiten – bzw. deren tatsächliche Verwirklichungen im 20. Jahrhundert, wie hier bei Max Born, steht Snows Auffassung diametral gegenüber. Das ist unbedingt auch im Kontext der jeweiligen Biographie zu verstehen. Dieses Unbehagen, ja diese Angst sind vom sogenannten technischen Fortschritt nicht zu lösen. Das ist in die jüngere Kultur und Literatur eingraviert: Dies sind die zwei Pole der Science Fiction, in denen sich das ambivalente Verhältnis des Menschen zu seiner Macht spiegelt. Zu seiner Macht, Werkzeuge zu schaffen, die erlösen und ihn unvorstellbar ermächtigen, aber auch überflügeln und zerstören können, sich seiner Kontrolle und Zwecksetzung entziehen. Dieser Topos wird gerade jetzt wieder im Themenkreis der künstlichen Intelligenz befeuert, findet sich aber bereits in uralten Mythen.

 

Zurück zu den Voraussetzungen: Zumindest kann der Eindruck nicht ausgeräumt werden, dass man in der Naturwissenschaft oft davon ausgeht, von allen nicht-definitiven Debatten gelöst zu sein. Aber Wissenschaft agiert freilich immer in einem Kontext, z.T. auch ganz bewusst Stellung beziehend. Heute können es die Scientists for future sein, aber viele Poststrukturalisten wollten damals (und heute) noch wissen, mit welchem Recht Naturwissenschaftler quälende Tierversuche durchführen dürfen. Die Verteidigung der Wahl der Mittel zur Erkenntnis ist eine Wert-Argumentation, die den Zweck von Wissenschaft in Gänze betrifft. Doch wenn man Wissenschaft als Zweckunternehmen formuliert, muss man das auch ins Verhältnis zur Wahrheit oder Realität setzen, die einzig zu entdecken viele Naturwissenschaftler als Ziel bestimmen– doch wer bezahlt sie jeden Monat? Vielleicht doch ein Unternehmen? Ein Staat? Das Militär? Wieder sind wir bei der Politik: Es scheint, dem Poststrukturalismus war das Entwickeln von Waffen, chemischen Waffen, Atombomben, Überwachungstechnologie etc. viel dichter und eindeutiger mit dem Werk und Wesen von Naturwissenschaft verknüpft als den Naturwissenschaftlern. Und damit sind wir wieder bei Snow. Die Umweltschutzbewegungen, das Milieu des kalten Krieges, Kommerzialisierung des akademischen Betriebes – das alles trug zu einer grundsätzlichen Skepsis gegenüber der Naturwissenschaft als Akteurin und Gestaltungspotential in der Gesellschaft bei. Das schlug sich bei Feyerabend ganz deutlich nieder. Auch bei Latour. Von der anderen Seite hätte man vielleicht auf Fernseher, Telefon, Staubsauger und Auto verwiesen, um die Wohltaten der Wissenschaft (als Güter und Waren) herauszustellen26. Hat Snow hier Recht? Geht es letztlich um zugrundeliegende Gesellschaftsmodelle? Um die Frage, wie wir leben wollen, oder uns die Gesellschaft vorstellen? Zukunftsangst gegen Zukunftszuversicht?

 

 

Der Technologisierungsdiskurs ist letztlich immer auch ein Sinn- und Lebensdiskurs (auch dieser Zusammenhang eine Stärke von Science Fiction). Hier hat F.R. Leavis mit seiner Snow-Antithese angesetzt. Exemplarisch für das vielbeackerte Thema der Kontingenz in der Moderne - und Postmoderne - stehe hier ein rezentes Werk zur Rehabilitation der Metaphysik:

 

Für den Philosophen Armen Avanessian ist eine solche Konkurrenz von Zeitlogiken das bezeichnende Phänomen einer Gegenwart, die „auf allen Ebenen an Sinnkrisen und Überforderungen“ leide, „die wir verlernt haben, als metaphysische zu begreifen“, also als über das Empirische hinausgehende. So sind für die Zukunft des Planeten keineswegs nur technologische Lösungen gefragt, denn der wissenschaftlich-technische Fortschritt allein kann die mit ihm einhergehenden metaphysischen Probleme nicht lösen. Im Gegenteil, er erzeugt laufend neue: Ob die Menschheit in einer Klimakatastrophe untergeht oder ob sie die individuelle Lebenszeit ins Unermessliche verlängert, wie es der „Transhumanismus“ verspricht: Sie wird in jedem Fall und in wachsendem Ausmaß mit Fragen konfrontiert, die sich empirisch nicht beantworten lassen.27

 

Auch hier hat schon längst die Snow-Debatte die Auseinandersetzung scharf abgebildet, darüber, was wichtig ist, oder welche Strategie „der Welt hilft“. Und diese generelle Frage der Orientierung und Zielvorstellung ist in ihrer Brisanz dem 20. Jahrhundert (und dem folgenden) erhalten geblieben, gerade im erwähnten Kontext mit seiner rapiden Technologisierung. Einem Zeitgeist der Überforderung (nicht überall, aber eine wichtige Komponente), dem wohl eher das Gefühl innewohnte, es ginge um zu viel „Fakten“, Objektivität und berechnenden Kommerz - entsprachen Ideen des New Age28 und der Esoterik, der ökologischen Bewegung, die Konjunktur asiatischer Traditionen (Yoga, Ayurveda, Meditation, Buddhismus, ...) und eben auch postmodernes Denken, das wohl ganz wesentlich deswegen auch post-modern genannt wurde. Quasi postindustriell oder auch postkapitalistisch. Die Identity Politics haben in dieser Zeit die wesentlichen Anfänge ihrer Breitenwirkung.

 

"March on Washington", 1963
"March on Washington", 1963

 

- Dieses Reaktionsmodell ist freilich unzureichend, aber es ist eine wichtige Entwicklungslinie um den Weg zur aktuellen Gemengelage von tolerierter Praxis des politischen Lügens, Postmoderne, Identity Politics und Verschwörungserzählungen zu verstehen. Insgesamt ist das aber natürlich komplexer und stark überdeterminiert. Ein andere Komponente wäre wohl auch das Auseinanderdriften immer stärker spezialisierter Teile der Gesellschaft bzw. des Wissens von ihnen. Hier könnte man kommunikationstheoretisch ansetzen (auch dies ein Ausgangspunkt bei Snow). Man könnte auch den Trumpismus als radikale Bestätigung Lyotards begreifen, nach dem Wissen in einzelnen Reservaten, in Sprachspielen stattfindet „Die zuvor als Einheit gedachte Rationalität wird relativiert und pluralisiert, und der Widerstreit zwischen Positionen und ihr Dissens markiert auch den Endpunkt jeden Diskussionsprozesses.“29 Oder aber man fokussiert antikapitalistisch auf den anscheinend immer skrupelloser geführten Kampf („Wettbewerb“) um Macht, Gewinn und Erfolg. So ließe sich die rezente amerikanische Politik und ihre Akteure verstehen, aber auch die verschworenen Echokammern der eigenen Weltbilder, die dem Geschäftsmodell sozialer Netzwerke folgen. Im Zeitalter von Technofeudalismus und Gig-Economy ist alles maßgeschneidert nach Wunsch und lieferbar sofort – auch das eigene Weltbild bzw. dessen Affirmation. Die Treibjagd durch Medien und Plattformen in Form von Vorurteilsbestätigung, Wutspiralen und Radikalisierung ist in diesem Zusammenhang nur folgerichtig. Das Murdoch-Imperium ist dafür ein gutes Beispiel alten Formats, doch auch die Algorithmen sozialer Plattformen funktionieren auf diese Art30.

 

Ist dies nun eine Absolution? Ist die Postmoderne wirklich völlig unschuldig an der Aufweichung der Grenze zwischen Lüge und dem, was die Mehrheit als Fakten akzeptiert? Könnte ich nicht zugestehen, dass postmodernes Denken zwar nicht Schuld an Trump ist, aber die Akzeptanz von Lügen in der Politik und durch Medien erhöht hat? Aber wessen Akzeptanz? Die der Trumpisten? Was haben die mit der Postmoderne zu tun? Andererseits hat die gerade skizzierte Entwicklunglinie der alternativen Lebensformen und der Skepsis dem etablierten Gesellschaftsmodell gegenüber natürlich auch Breitenwirkung entfaltet. Das rechte Milieu ist ja nicht völlig abgegrenzt. Und dort waren ewige Narrative wie der Antisemitismus niemals tot30a. Gerade jener war und ist die perfekte Blaupause für alle Erzählungen von kleinen Gruppen, die in Wahrheit alles lenken – seien es die frühen, noch harmlos wirkenden Bilderberger oder mittlerweile die Echsenmenschen.

 

 

Reality is different from, and more than, the totality of facts and events, which, anyhow, is unascertainable. Who says what is – λεγει τον εντα – always tells a story, and in this story the particular facts lose their contingency and acquire some humanly comprehensible meaning.31

 

Heute gibt es eine ganze Bibliothek an Erzählungen nach ähnlichem Muster bis hin zu Pizzagate, Bill Gates, Mikrochips, und Corona-Mythen. Antisemitismus natürlich immer mit von der Partie. Gipfeln konnte das (vorerst) in der Q-Anon-Bewegung, bei der man schon von einem geschlossenen Weltbild sprechen muss32. Dafür bedarf es des postmodernen Denkens nicht. Für diese Akzeleration der Mythenbildung ist eher die schnelle, effiziente und spezialisierte Kommunikation des Internets notwendig, aber nicht Baudrillard, Kristeva, Latour und Konsorten. Allein die Möglichkeit, ganz einfach, jederzeit und überall potentiell riesige Menschenmassen erreichen zu können, ändert alles. Auch eine immens komplexe globale Gesellschaft, die in der Tragweite ihrer ökonomischen, politischen, historischen, rechtlichen und materiellen Verästelungen nur von wirklich wenigen ganz verstanden wird und verstanden werden kann, ist dafür ein Grund. Wissenschaft und wie sie funktioniert ist davon Bestandteil, und zwar einer, der in seiner Fundamentalität offenbar bisher unterschätzt worden ist. Ich glaube, man muss es so sagen: Es gibt eine ganze Menge Leute, die keine Ahnung haben, was los ist. Alles um uns herum. Wie unsere Gesellschaft (und damit ihr Leben) funktioniert. Und das zu verstehen ist im übrigen auch eine ziemliche Herausforderung. Der dritte große Ursprung wäre natürlich eine Kultur des Hinterfragens, die sich glücklicherweise im 20. Jahrhundert in einigen Gesellschaften etabliert hat, und die wiederum auch mit Bürgerrechtsbewegungen, Emanzipationen, Autonomie, Kreativität und progressiven Anliegen verwoben ist. Der Name der Querdenker scheint genau dies in Anspruch nehmen zu wollen.

Und selbstverständlich gibt es Verschwörungen. In den USA war Watergate so prägend, dass das „-gate“ bis heute als Standardnachsilbe für Skandale eingesetzt wird. Und gerade das Hinterfragen von Machtstrukturen und gesetzten Interpretationen ist ein Kern des postmodernen Denkens. Daher ist es wohl ein Kind seiner Zeit, verschwistert mit den Identity Politics und verschwägert mit all den anderen gerade erwähnten Entwicklungen.

Ist dies vielleicht der Preis für eine offene Gesellschaft? Paranoia? Fraktionen? Egozentrismus? Ich hoffe nicht. Aber ich glaube, dass es viel damit zu tun hat, wie unsere Gesellschaft organisiert ist, und ich merke, dass diese Aussage wieder an den historischen Anfang zurückführt, als es um die Kritik des Bestehenden ging.

 

 

 

* * *

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1 Bruno Latour 2004: 232.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2 https://blog.soziologie.de/2013/08/latours-popanz-ueber-missverstaendnisse-des-sozialkonstruktivismus/

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3 Knoblauch 2017: 63.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4 Knoblauch 2017: 64. Wahrscheinlich ist es dies, was damit gemeint ist, wenn man sich auf Baudrillards Aussage bezieht, die Zwillingstürme von New York seien selbst unter dem Gewicht des Kapitalismus kollabiert – nicht als Metapher verstanden.

 

 

 

 

 

 

5 Luckmann 2008: 33.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

6 Latour 2004: 227. Die angespielte Über-Historisierung wurde zuletzt auch als Kulturalismus/ Culturalism bezeichnet (Fox-Keller 2017).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

7 Ebd.: 231.

 

 

 

 

8 Ebd.: 232.

 

 

 

 

9 Ebd.: 237.

 

10 Ebd.: 243.

 

 

 

11 Ebd.: 237.

 

 

 

 

 

 

12 Ebd.: 244.

 

 

 

 

 

 

13 Ebd.: 245.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

14 Ebd.: 228ff.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

15 Mohr, in: Die zwei Kulturen: 248f.

 

 

 

 

16 Vgl. dazu Sarrasin 2017 oder meinen Aufsatz Expertenregierungen.

 

 

 

 

 

 

 

17 Ich will hier keinesfalls Geisteswissenschaften und Postmoderne gleichsetzen. Aber die Skepsis, gesehen vonseiten der „harten“ Naturwissenschaft, erstreckt sich oft genug weit über ein unbekanntes Feld der Uneindeutigkeit.

 

18 Es gibt wohl Beispiele in Higher Superstition und Imposture Intellectuelles (s.o.), ersteres scheint aber nicht besonders sorgfältig recherchiert zu sein. Ich will aber nicht abstreiten, dass es so etwas gibt, wobei einige Kritik freilich auch wieder kritisiert wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

19 https://www.eurozine.com/new-identity-politics/

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

20 https://foreignpolicy.com/2016/08/09/dont-blame-nietzsche-for-donald-trump/

 

 

 

 

21 Deshalb muss man nicht in Verlegenheit geraten, wenn man nicht beweisen kann, dass die Welt keine Scheibe ist, weil man das Fachwissen nicht hat. Es ist – wieder – eine Frage des Vertrauens und der Bewährung. Denn der Punkt ist: science works, wie Hossenfelder wunderbar darlegt: https://www.youtube.com/watch?v=f8DQSM-b2cc

 

22 Oder ist das überhaupt eine Verwechselung oder nicht vielleicht vielmehr eine gezielte Diskreditierung durch rechte Intellektuelle? Die anfangs aufgelisteten Artikel (und Zeitungen) bedienen ja eine gewisse Sicht. Sicher auch eine Dimension im Kulturkampf.

 

 

 

 

 

 

23 Wer mir nicht glaubt lese z.B. von Heisenberg Tradition in Science" oder „Cosmic Radiation and Fundamental Problems in Physics” , in dem er auf die konstitutive Rolle von Sprache für unser Verständnis der theoretischen Physik abhebt. Ähnlich auch Bohr, z.B. Atomphysik und menschliche Erkenntnis", oder Pauli: Der Einfluss archetypischer Theorien bei Kepler".

 

24 Zur Geschichte der medizinischen Geschlechterforschung, Kategorisierung und Einordnung (d.h. medizinischer Diskurs) gibt es wirklich viel Forschung, die selbstverständlich (offenbar muss man es betonen) nicht einfach über Medizin schreibt sondern auch medizinisch schreibt. Sonst gibt es ja keine Medizingeschichte. In Deutschland z.B. Kerstin Palm oder Ulrike Klöppel.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

25 Max Born, in: Die zwei Kulturen: 260.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

26 Eine weitere Ausnahme und kein Produkt wäre gewiss die Mondlandung (in westlichen Staaten), die als Fanal des Fortschritts und nicht nur als politischer sondern auch als technologischer Triumph wahrgenommen wurde.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

27 https://www.freitag.de/autoren/tom-wohlfarth/metaphysik-aus-der-zukunft?fbclid=IwAR3nqHMSWrHyfhyGBySNZ76OX3vmiM2rn23KxReZeqH6zxiH6o5RkIezBec

 

 

 

 

28 Die Zeitkritik des New Age: Entfremdung, Nicht-Authentizität, Rationalisierung, Umweltverschmutzung, Ausbeutung der sog. dritten Welt. Diese Strömungen wenden sich gegen Technisierung, Sinnverlust und Ökonomisierung. Ein Teil davon ist jedoch vermittelt über das Relais einer zusammen-hängenden Mythologie der Verschwörungstheorien – ein Ort, wo auch die neue Rechte umgeht, mit der es durchaus Vermischungen gibt, und auch speziell der Trumpismus.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

29 Hanke, Michael, in: Hanke/Winkler (Hg.): Vom Begriff zum Bild, 127.

 

 

 

 

 

 

 

 

30 Vgl. Nocun/Lamberty 2021.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 30a Im übrigen ist die Kritk der Schulmedizin und dieser Begriff eng mit einem antisemitischen Diskurs verbunden. Im 19. Jahrhundert wurde die Notwendigkeit gesetzlicher Approbation und Regelung in der Medizin deutlich. Die naturwissenschaftlich, empirisch und quantifizierend orientierte und fundierte Medizin wurde zum Standard. Die verhältnismäßig zahlreichen jüdischen approbierten Mediziner wurden von jenen diffamiert, die sich nicht an diese Vorgaben, Normen, Methoden und Verfahren halten wollten oder konnten.

 

31 Arendt: 17f.

 

 

 

 

 

32 In Deutschland hat rezent die Querdenker-Bewegung gezeigt, was hier implizit gerade schon anklang: Das Zusammenlaufen linker und rechter grundsätzlicher Gesellschaftsopposition. Das ist aber bereits ein anderes Thema.

 

 

 


 

 

 

Nachbemerkung zum Artikel:

 

Ich bin mal wieder viel zu spät. Und etwas weitschweifig. Ich habe diesen Aufsatz zu großen Teilen zu Beginn der Regierungszeit Trumps geschrieben und wollte ihn dann noch verbessern, Verschiedenes ergänzen und ca. eine Million gesammelte Quellen einarbeiten. Mittlerweile ist Trump nicht nur abgewählt, sondern schickt sich bereits an, erneut für das Präsidentenamt zu kandidieren. Vor kurzer Zeit ist er offiziell angeklagt worden, de Geschichte ist noch lange nicht zu Ende. Die Lügnerei und Faktenfragen sind allerdings, wie es scheint, in den Hintergrund getreten zugunsten handfester Aktionen und politischer Skandale wie sein Corona-Management, die Versuche seiner Amtsenthebung, der Sturm aufs Kapitol oder eben seine juristische Anklage. Auch der Impfdiskurs und die Querdenkerbewegung wären ein wichtiger Beitrag zu diesem Thema gewesen, den ich jetzt leider nicht mehr berücksichtigen kann. Aber so zeigt sich auch: die wesentlichen Themen- und Diskurspunkte bleiben bestehen. Nicht nur, weil sich das Thema des Trumpismus oder das der Wissenschaftstheorie nicht bald erledigen werden, sondern auch, weil die Fronten und Ressentiments nicht nur in der amerikanischen Gesellschaft eher härter statt weicher werden. Die Debatte um Coronamaßnahmen hat die knallharte lebensnahe Relevanz und Aktualität von „gefühlter“ und „echter“ Wahrheit bzw. darauf beruhender Entscheidungen vor Augen geführt. Auch die Macht-, Medien- und Diskurskämpfe um Identitätspolitik (jetzt als Kampfbegriff en vogue: „woke“), Establishment, und damit wesentlich eben auch postmodernes Denken werden weitergehen. Wie in einem Brennglas fokussiert sich hier die allumfassende Frage nach dem Zweck, Gestaltung und Wesen der unfreiwillig gemeinsam bewohnten Gesellschaft. Und da all diese Debatten immer einen faktischen Bezugspunkt haben müssen, gerät dieser selbst – d.h. Tatsachen und deren (wissenschaftliche) Urheberschaft – in die Scharmützel und das Ringen um Begriffe, Definitionen, Tatsachen, Interpretation und Deutungsmacht an sich. Aus diesem Grunde stelle ich den Artikel – mit einer kleinen Bibliographie - nun online, wenn auch spät und mit dem Gefühl, zu einigen Punkten zu viel und zu vielen zu wenig gesagt zu haben.

 

 

 

 

 

 

 

kleine, unvollständige Bibliographie zum Themenkreis:

 

möglichst mit Jahr der Erstveröffentlichung

 

  • Amstutz, Christian: Some basic concepts and thoughts on the space-time-analysis of rocks and mineral deposits, 1960.

  • Arendt, Hannah: Truth and Politics (1967).

    https://idanlandau.files.wordpress.com/2014/12/arendt-truth-and-politics.pdf

  • Asimov, Isaac: Asimov's Guide to Science, 1972.

  • Bahrdt, Hans Paul: Literarische Bildung und technische Intelligenz; in: Kreuzer (Hg): Die zwei Kulturen.

  • Baumann, Zygmunt: Das Unbehagen in der Postmoderne, 1999 (1997).

  • Berger, Peter/ Luckmann, Thomas: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit / The social construction of reality 1970 (1966).

  • Bohr, Niels: Atomphysik und menschliche Erkenntnis, 1958.

  • Born, Max: Die zerstörung der Ethik durch die Naturwissenschaft - Überlegungen eines Physikers; in: Kreuzer (Hg).: Die zwei Kulturen.
  • Born, Max: Symbol und Wirklichkeit; in: Physikalische Blätter 21 II, 1965.

  • Cartwright, Nancy: How the laws of physics lie, 1983.

  • Cassirer, Ernst: Facts and Ideals; in: Essay on Man, 1944.

  • Cassirer, Ernst: Substanzbegriff und Funktionsbegriff, 1910.

  • Cassirer, Ernst: Zur Logik der Kulturwissenschaften, 1942.

  • Dawkins, Richard: Postmodernism disrobed (Nature Nr. 394), 1998.

  • Dilthey, Wilhelm: Die Typen der Weltanschauung und ihre Ausbildung in den metaphysischen Systemen (1919); in: ders.: Gesammelte Schriften VIII.

  • Domin, Hilde: Eine Kultur oder keine Kultur - Der Zwei-Kulturen-Streit als Scheinkonflikt; in: Kreuzer (Hg.): Die zwei Kulturen.
  • Fertig, Jürgen: Galileo Galilei – mit dem Fernrohr in den Konflikt von Ratio und Religio; in: Nieland (Hg.): Erscheinung und Vernunft, 2018.

  • Feyerabend, Paul: Against Theorie, 1975.

  • Fischer-Lichte, Erika: Bedeutung. Probleme einer semiotischen Hermeneutik und Ästhetik, 1979.

  • Fish, Stanley: Don't blame Nietzsche for Donald Trump (2016)

    https://foreignpolicy.com/2016/08/09/dont-blame-nietzsche-for-donald-trump/

  • Fleck, Ludwik: Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache. Einführung in die Lehre vom Denkstil und Denkkollektiv, 1980.

  • Flusser, Vilém: Kommunikologie weiter denken, 2008.

  • Flusser, Vilém: Vom Subjekt zum Projekt. Menschwerdung, 1994.

  • Fukuyama, Francis: The new identity politics. Rightwing populism and the demand for dignity (2019) https://www.eurozine.com/new-identity-politics/

  • Gierer, Alfred: Die gedachte Natur. Ursprünge der modernen Wissenschaft, 1998.

  • Goodman, Nelson: Ways of Worldmaking, 1978.

  • Green, Martin: Science and the shabby curate of poetry. Essays about the two cultures, 1965.
  • Gross/ Levitt: Higher Superstition. The Academic Left and Its Quarrels With Science, 1994.

  • Gurwitsch, Aaron: Phenomenology and the theory of science, 1974.

  • Habermas, Jürgen: Technik und Wissenschaft als Ideologie, 1968.

  • Hacking, Ian: The Social Construction of What? / Was heißt ›soziale Konstruktion‹? Zur Konjunktur einer Kampfvokabel in den Wissenschaften, 1999.

  • Haraway, Donna: Primate Visions. Gender, Race, and Nature in the World of Modern Science, 1990.

  • Hekman, Susan: Hermeneutics and the sociology of knowledge, 1986.

  • Heisenberg, Werner: Cosmic Radiation and Fundamental Problems in Physics, in: Die Naturwissenschaften vol 63 (1976).

  • Heisenberg, Werner: Das Naturbild der heutigen Physik, 1955.

  • Heisenberg, Werner: Der Teil und das Ganze. Gespräche im Umkreis der Atomphysik, 1975.

  • Heisenberg, Werner: Tradition in Science; Bulletin of the Atomic Scientists 29:10, 1973.

  • Hesse, Mary: Models and analogies in science, 1966.

  • Holton, Gerald: Presupposition in the construction of theories; in: Woolf (Hg.): Science as a cultural force, 1964.

  • Holton, Gerald: Science and Anti-science, 1993.
  • Holton, Gerald (Hg.): Science and Culture. A study of cohesive and disjunctive forces, 1965.

  • Honegger, Claudia: Die Ordnung der Geschlechter. Die Wissenschaft vom Menschen und das Weib 1991.

  • Horgan, John: What Thomas Kuhn really thought about scientific „truth“ (2012)

    https://blogs.scientificamerican.com/cross-check/what-thomas-kuhn-really-thought-about-scientific-truth/

  • Husserl, Edmund: Die Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie, 1936.

  • Keller, Evelyn Fox/ Chemla, Karine: Cultures without Culturalism. The Making of Scientific Knowledge, 2017.

  • Keller/Knoblauch/Reichertz (Hg.): Kommunikativer Konstruktivismus, 2013.

  • Kimball, Roger: “The Two Cultures” today (1994) https://newcriterion.com/issues/1994/2/aoethe-two-culturesa-today

  • Knoblauch, Hubert: Die Kommunikative Konstruktion der Wirklichkeit, 2017.

  • Knoblauch, Hubert: Latours Popanz: Über Mißverständnisse des Sozialkonstruktivismus (2013)

    https://blog.soziologie.de/2013/08/latours-popanz-ueber-missverstaendnisse-des-sozialkonstruktivismus/

  • Knoblauch, Hubert: Wissenssoziologie, 2005.

  • Knorr-Cetina, Karin: Die Fabrikation von Erkenntnis, 1991.ls Substanz und Funktion

  • Konersmann, Ralf: Überraschend aktuell – Ernst Cassirers Entwürfe zu einer Logik der Wissenschaften (2010) https://ebmeierjochen.wordpress.com/2010/09/29/ernst-cassirer-aktuell/

  • Kuhn, Thomas S.: The structure of scientific revolutions, 1970.

  • Kreuzer, Helmut (Hg.): Literarische und naturwissenschaftliche Intelligenz. Dialog über die "zwei Kulturen", 1967.

  • Kruse/ Barrelmeyer: Max Weber zur Einführung, 2012.

  • l’Amour laLove, Patsy (Hg.): Beißreflexe, 2017.

  • Latour, Bruno: Why Has Critique Run out of Steam? From Matters of Fact to Matters of Concern (2004) http://www.bruno-latour.fr/sites/default/files/89-CRITICALINQUIRYGB.pdf

  • Latour, Bruno/ Woolgar, Steve: Laboratory Life: The Construction of Scientific Facts, 1979/81.
  • Leavis, Frank R.: Zwei Kulturen? Die ,Bedeutung' von C.P. Snow; in: Kreuzer (Hg.): Die zwei Kulturen.
  • Litt, Theodor: Naturwissenschaft und Menschenbildung, 1952.

  • Luckmann, Thomas: Konstitution, Konstruktion: Phänomenologie, Sozialwissenschaft; in: Raab et al. (Hg.): Phänomenologie und Sozialwissenschaft 2008.

  • Ludwig, Bernd: Die experimentelle Wissenschaft als Instrument der Aufklärung. Zur Semantik des Natugesetzbegriffes in den modernen Naturwissenschaften; in: Nieland (Hg.): Erscheinung und Vernunft 2018.

  • Lütz, Manfred: Bluff! Die Fälschung der Welt, 2012.

  • Mayer, Hartmut. Mathematisierung der Naturwissenschaften in der Neuzeit und absolute Grenzen der Mathematik; in: Nieland: Erscheinung und Vernunft 2018.

  • Mehrtens, Herbert: Moderne – Sprache – Mathematik. Eine Geschichte des Streits um die Grundlagen der Disziplin und des Subjekts formaler Systeme, 1990.

  • Mohr, Hans: Wissenschaft und Bildung -  Stellungnahme eines Naturwissenschaftlers zu den Thesen von C. P. Snow; in: Kreuzer (Hg.): Die zwei Kulturen.
  • Morin/Cohen: Giuliani: ‘Truth isn’t truth’ (2018) https://www.politico.com/story/2018/08/19/giuliani-truth-todd-trump-788161

  • Nocun/ Lamberty: Fake Facts: Wie Verschwörungstheorien unser Denken bestimmen, 2021.

  • Nowotny, Helga: Es ist so. Es könnte auch anders sein. Über das veränderte Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft, 1999.

  • Orland/ Scheich (Hrsg.): Das Geschlecht der Natur, 1995.

  • Ortolano, Guy: F.R. Leavis, Science and the abiding crisis of modern civilization https://articles.adsabs.harvard.edu//full/2005HisSc..43..161O/0000161.000.html (2005).

  • Pauli: Der Einfluss archetypischer Vorstellungen auf die Bildung naturwissenschaftlicher Theorien bei Kepler, 1954.

  • Pernkopf, Elisabeth: „Die Natur ist eine Fabel“. Narrative und Naturwissenschaften; in: Strohmaier (Hg.): Kultur – Wissen – Narration, 2013.

  • Piaget: Die Entwicklung des Erkennens. Band I: Das mathematische Denken, 1972.

  • Polanyi: Science, faith and society, 1964.

  • Poovey, Mary: A history of the modern fact, 1998.

  • Popper, Karl R.: Logik der Forschung, 1934.

  • Pörksen, Bernhard: Sind wir an alldem schuld? (2017)

    https://www.zeit.de/2017/06/donald-trump-wladimir-putin-autoritaere-weltordnung-postmoderne

  • Pratchett, Terry, et al.: Die Gelehrten der Scheibenwelt, 2000.

  • Rushdie, Salman: Qichotte, 2019.

  • Sarasin, Philipp: „Anything goes“. Paul Feyerabend und die etwas andere Postmoderne (2019) https://geschichtedergegenwart.ch/anything-goes-paul-feyerabend-und-die-etwas-andere-postmoderne/

  • Sarasin, Philipp: Fakten und Wissen in der Postmoderne (2017) https://www.bpb.de/themen/parteien/rechtspopulismus/245449/fakten-und-wissen-in-der-postmoderne/

  • Schiebinger, Londa: Nature's BodyGender in the making of modern science, 1993.

  • Schmassmann, Christoph Andreas: Nietzsche und die Postmoderne https://www.nahaufnahmen.ch/2014/05/11/nietzsche-und-die-postmoderne/ (2014).

  • Schmidt, Siegfried: Der Diskurs des radikalen Konstruktivismus, 1987.

  • Schroer, Markus: Soziologische Theorien, 2017.

  • Schrödinger, Erwin: Die Natur und die Griechen. Kosmos und Physik, 1955.

  • Schrödinger, Erwin: Quelques remarques au sujet das bases de la connaissance scientifique, 1935.

  • Schrödinger, Erwin: Was ist ein Naturgesetz? Beiträge zum naturwissenschaftlichen Weltbild., 1962.

  • Snow, Charles P.: The two cultures and the scientific revolution; Rede Lecture 1959; https://sciencepolicy.colorado.edu/students/envs_5110/snow_1959.pdf

  • Sokal, Alan: Beyond the Hoax: Science, Philosophy and Culture, 2008.

  • Sokal, Alan/ Bricmont, Jean: Impostures Intellectuelles; 1997.

  • Trilling, Lionel: Science, Literature & Culture: A Comment on the Leavis-Snow Controversy (1962) https://www.commentary.org/articles/lionel-trilling/science-literature-culture-a-comment-on-the-leavis-snow-controversy/

  • Wagenschein, Martin: Die pädagogische Dimension der Physik, Braunschweig 1971.

  • Waugh, Patricia: Review of The Two Cultures Controversy: Science, Literature and Cultural Politics in Postwar Britain https://reviews.history.ac.uk/review/849 (2009).

  • Weizsäcker, Carl Friedrich von: Die Tragweite der Wissenschaft 1: Schöpfung und Weltentstehung. Die Geschichte zweier Begriffe, 1966.

  • Whitehead, Alfred North: Science and the modern world, 1925.

  • Whitehead, Alfred North: The concept of nature, 1920.

 

 

 

 

 

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0